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Beziehungsmuster erkennen: Warum streiten wir immer über das gleiche

Beziehungsmuster erkennen

Inhalt

Geld, Ordnung, Schwiegermutter – oder doch eher Rechthaben, Rückzug und Nörgeln? Hinter Paarkonflikten stecken oft tieferliegende, alte Verhaltensmuster, die sich mit denen des Partners zu Beziehungsmustern verknüpfen. Diese Beziehungsmuster zu erkennen hilft, die Dynamik in der Beziehung zu verstehen und wiederkehrende Konflikte bewusster anzugehen.

Beziehungsmuster erkennen: Was liegt hinter den Streitigkeiten?

In Beziehungen finden oft Stellvertreterkämpfe statt.

Die eingenommenen Rollen beeinflussen, wie Paare Entscheidungen treffen und Konflikte lösen. Diese Rollen prägen Erwartungen an den Partner und formen so die Beziehungsdynamik, die sich dadurch weiter verstärkt.

Manche dieser Verhaltensmuster können für den jeweiligen Partner oder die Partnerin hilfreich oder entlastend sein. Auf diese Weise wurden sie im Laufe der Entwicklung eines Menschen gelernt. Wir bringen immer unsere eigene Geschichte(n) mit. Und Verhaltensmuster werden im Laufe der Beziehung verstärkt und wiederholt: weil sie eine Schutzfunktion hatten und haben. Wir machen in der Regel mehr von dem, was uns gewisse Vorteile im Leben bringt – auch ohne, dass uns das bewusst sein muss. Rollen werden so gelernt. Verhaltensmuster führen aber auch zu Selbstsabotage, denn diese Verhaltensmuster haben auch Nachteile für die eigene Person – nicht nur in der Beziehungsdynamik.

Fazit:

Unbewusste Muster können dazu führen, dass wir uns so verhalten, wie wir gar nicht wollen. Aber Rollen und Muster können eine Beziehung auch lebendig halten. Auf Dauer belasten sie die Partnerschaft, wenn sie nicht flexibel balanciert werden. Eine bewusste Reflexion über diese Dynamiken kann helfen, die Beziehung gesünder und ausgewogener zu gestalten.

Wie könnt ihr eure Beziehungsmuster bearbeiten?

Im Grunde genommen könnt ihr euch beide immer wieder (gegenseitig) an die Nase fassen. Die eigenen Verhaltensmuster und daraus entstehenden Rollen in der Partnerschaft zu erkennen, ist der beste Weg, um sich daraus entwickelnde Beziehungsmuster zu bewältigen. Wenn ihr verstanden habt, worum es jedem von euch wirklich geht, in welchen Mustern ihr gefangen seid, ist der erste Schritt getan und ihr könnt dort ansetzen. Es geht also um Selbstreflexion.

  1. Die eigenen Verhaltensmuster erkennen
    Zu welchen typischen Verhaltensmustern neigst du?
    Zu welchen dein Partner oder deiner Partnerin?
  2. Beziehungsmustert erkennen: Die aus den Mustern entstehende Dynamik in der Partnerschaft erfassen
    Was triggert dich am Verhaltensmuster deines Partners oder deiner Partnerin?
    Was triggert ihn oder sie an deinen Verhaltensmustern?

Verhaltens- und Beziehungsmuster erkennen – und ihre Vor- und Nachteile aufdecken und bewältigen – Beispiele

Hier sind einige typische, meist unbewusste Verhaltensmuster in Beziehungen. Die Auseinandersetzung mit Vor- und Nachteilen und Fragen zur Selbstreflexion können dir helfen, flexibler auf Situationen im Leben und in deiner Partnerschaft reagieren zu können, weil du dir selbst auf die Schliche kommst.

Merke:

Wir alle schlüpfen im Leben in derartige Rollen! Das kann eine hilfreiche (wenn auch oft unbewusste) Strategie sein – uns aber auch fremdbestimmen und zum „Spielball“ machen.

„Armes Opfer“

  • Merkmale: Als „armes Opfer“ fühlst du dich häufig als unschuldiges Opfer der Umstände oder des Verhaltens der Person, mit der du es zu tun hast. Wenn du den Gedanken oder Satz von dir kennst „Immer ich!“, dann befindest du dich vermutlich in diesem Muster: Du fühlst dich missverstanden, benachteiligt oder ungerecht behandelt.
  • Vorteile: Als „armes Opfer“ brauchst du dich nicht mit Selbstzweifeln zu beschäftigen. Und auch die Problemlösung kannst du anderen überlassen.
  • Nachteile: Ob bewusst oder nicht: Als „armes Opfer“ fühlst du dich ohnmächtig und kommst aus der Passivität nicht heraus.
  • Beziehungsdynamik: Das Opfer neigt dazu, Verantwortung abzugeben und die Schuld beim Partner oder der Partnerin zu suchen. In Konflikten oder Streitsituationen wird versucht, Mitleid zu erheischen oder sich zu rechtfertigen. Das drängt den anderen häufig in die Rolle des „Retters“ oder „Täters“. Es kommt zu einem sogenannten Drama-Dreieck.
  • Selbstreflexion: Weshalb übernehme ich keine Verantwortung?

„Toller Hecht“ 

  • Merkmale: Der „tolle Hecht“ (männlich oder weiblich) kann alles und weiß alles. Er stellt sich gern so dar, als habe er ausschließlich Stärken und sei besonders attraktiv, erfolgreich und charismatisch – und auf niemand anders angewiesen. In dieser Rolle willst du bewundert werden und machst dich zum Angeber.
  • Vorteile: Du stehst im Mittelpunkt und bekommst viel Anerkennung. So hältst du deine unter der Oberfläche liegenden Selbstzweifel und Ängste unter Kontrolle. Insbesondere Bindungsangst lässt sich so überdecken.
  • Nachteile: Diese Rolle kostet viel Kraft. Du musst deine wahren (wenn auch unbewussten) Gefühle gut verbergen, damit sie niemand entdeckt und hinter deine Kulissen schaut.
  • Beziehungsdynamik: Die Beziehung wird oft von der Selbstdarstellung des „tollen Hechts“ dominiert. Der Partner oder die Partnerin fühlt sich dadurch leicht in den Schatten gestellt, nicht wahrgenommen oder sogar abgewertet.
  • Selbstreflexion: Wovor laufe ich weg?

„Wellenbrecher“ 

  • Merkmale: Dieser Partner/ diese Partnerin bleibt in emotional aufgeladenen und stressigen Situationen stets gelassen und ruhig. Als „Wellenbrecher“ deeskalierst du Konflikte und sorgst für Harmonie.
  • Vorteile: Schutz vor Stress. Der unbewusste Hintergedanke kann sein, zu verhindern, als aggressiv oder egoistisch wahrgenommen zu werden – um nicht abgelehnt zu werden.
  • Nachteile: Unangenehm wird diese Haltung, wenn du auf eine eigene Position verzichtest. Du erlebst dich möglicherweise als diejenige, die allein für Stabilität in der Beziehung verantwortlich ist.
  • Beziehungsdynamik: In der Beziehung gleichst du Gefühlsschwankungen des Partners oder der Partnerin aus und schafft eine beruhigende Atmosphäre. Das führt aber gelegentlich dazu, dass du deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse unterdrückst oder gar nicht erst wahrnimmst.
    Und aus der anderen Perspektive betrachtet: Es gibt manchmal unausgesprochene Spannungen in der Partnerschaft, weil der „Wellenbrecher“ wichtige Themen nicht anspricht. Unangenehme Dinge muss eher der andere ansprechen. Er/sie könnte das Gefühl haben, dass seine/ihre Probleme nicht gesehen werden.
  • Selbstreflexion: Was ist der Preis, den ich zahle? Und wie fühlt es sich an, um meiner selbst willen geliebt zu werden (und nicht für meine Handlungen/ meinen Einsatz)? Was wäre so schlimm daran, einen Konflikt auszutragen?

„Kontrolleur“ 

  • Merkmale: Der „Kontrolleur“ (männlich oder weiblich) hat ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle über die Beziehung, das Verhalten des Partners und/oder die gemeinsame Zukunftsplanung. Manchmal fühlt er sich auch für die Außenwirkung des Partners oder der Partnerin verantwortlich und versucht, den Lebensgefährten zu „erziehen“. Wenn du diese Rolle einnimmst, kannst du Unsicherheiten oder Unvorhersehbarkeiten eher schwer ertragen.
  • Vorteile: Als „Kontrolleur“ hast du das Gefühl einer gewissen Sicherheit. Du entsprichst deinem Wunsch nach Stabilität und hältst deine Angst vor Kontrollverlust in Schach.
  • Nachteile: Sicherheit ist eine Illusion. Je mehr du nach Sicherheit suchst, desto mehr wird dir auch bewusst, dass du vieles nicht unter Kontrolle hast. Es tun sich immer mehr „Arbeitsfelder“ und gefühlte Verantwortlichkeiten auf.
  • Beziehungsdynamik: Der „Kontrolleur“ kann durchsetzungsstark bis hin zu bestimmend und überlegen wirken, während der Partner oder die Partnerin sich zunehmend unter Druck gesetzt oder eingeengt fühlt. Vielfach ergeben sich Streitigkeiten über Freiheit, Selbstbestimmung und Vertrauen.
  • Selbstreflexion: Was könnte schlimmstenfalls passieren, wenn ich Verantwortung an meinen Partner oder meine Partnerin abgebe? In welchem Bereich könnte ich am ehesten loslassen?

„Hans Dampf in allen Gassen“

  • Merkmale: Diese Person ist ständig beschäftigt, arbeitet viel, ist häufig unterwegs und in die unterschiedlichsten Bereiche involviert. Der „Hans Dampf in allen Gassen“ (männlich oder weiblich) verfolgt dabei oft auch viele Projekte gleichzeitig. Du bist immer wieder auf der Suche nach neuen Herausforderungen.
  • Vorteile: Aktivitäten aller Art lenken davon ab, zu sich selbst zu kommen und eventuell emotionale Felder zu betreten.
  • Nachteile: Du nimmst deine Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche nicht richtig wahr. Damit läufst du Gefahr, dich von dir selbst zu entfremden.
  • Beziehungsdynamik: Dein Herzensmensch kann sich durch deine Suche nach Betätigung und Aufregung vernachlässigt oder überfordert fühlen, weil du oft wenig Zeit für die Beziehung übrighast. Es besteht auch die Gefahr, dass ihr als Paar euch irgendwann nicht mehr viel zu sagen habt. Manchmal werden tiefergehende Beziehungsfragen übergangen, da immer „etwas los“ ist.
  • Selbstreflexion: Wo will ich nicht hinsehen? Was will ich nicht fühlen?

„Emotionaler Schwamm“

  • Merkmale: Als „emotionaler Schwamm“ saugst du die Gefühle deines Partners oder deiner Partnerin auf und wird von äußeren Stimmungen und der Befindlichkeit des anderen angesteckt. Du fühlst dich verantwortlich für die Zufriedenheit und das Wohlbefinden in der gesamten Familie.
  • Vorteile: Durch deine Sensibilität und dein Einfühlungsvermögen spürst du früher als andere, dass in einer Beziehung etwas getan werden muss, um sie zu pflegen. Du bekommst die Dankbarkeit mehr oder weniger zu spüren und fühlst dich wertvoll.
  • Nachteile: Es passiert leicht, dass du am Leid deines Partners genauso leidest wie an deinem Bedürfnis, in andere hineinzuhorchen und für sie da zu sein. Dabei hörst du manchmal auch „das Gras wachsen“ und kommst mit einem „Pflaster“, bevor der andere eine Wunde hat.
  • Beziehungsdynamik: Als „emotionaler Schwamm“ wahrst du deine eigenen Grenzen zu möglicherweise zu wenig und trägst oft mehr Last auf deinen Schultern, als dir guttut. Die Gefahr dabei ist nicht nur eine mögliche Selbstüberforderung, sondern auch eine Potenzierung dadurch, dass dein Partner oder deine Partnerin sich zu sehr auf deine Hilfsbereitschaft verlässt, als auch dass du ihn „entmündigst“ und emotional von dir abhängig machst – oder dass du übergriffig wirst.
  • Selbstreflexion: (Wo) Bist du gut zu dir? Was würde dir selbst einmal guttun? Warum erlaubst du dir die Selbstfürsorge nicht?

„Perfektionist“ 

  • Merkmale: Diese Person strebt nach Makellosigkeit und verfolgt hohe Ideale, sowohl in der Beziehung als auch in sich selbst. Sie hat hohe Erwartungen und möchte, dass alles fehlerlos abläuft.
  • Vorteile: Auf einer tieferen Ebene strebst du durch dieses Verhalten nach Anerkennung. Und oft genug bekommst du sie auch.
  • Nachteile: Je mehr Einsatz für Briillanz du zeigst, desto tiefer könnte das Loch sein, in das du bei (selbst nur kleineren) Patzern fällst.
  • Beziehungsdynamik: Als Perfektionist oder Perfektionistin kannst du auf deinen Partner oder deine Partnerin Druck ausüben, ebenfalls hohe Standards zu erfüllen. Das führt nicht selten zu Spannungen, wenn dabei bei dem Menschen an deiner Seite das Gefühl entsteht, dir nicht zu genügen und nie gut genug zu sein. (Übrigens liegt dieser negative Glaubenssatz, der deine Beziehung verschlechtert, vermutlich deinem eigenen Perfektionsstreben zugrunde)
  • Selbstreflexion: Wann habe ich zuletzt einmal alle Fünfe gerade sein lassen? Was könnte Schlimmstenfalls passieren, wenn ich meinen Anspruch etwas loslasse? Und wann ist gut auch gut genu

 

Hier habe ich beispielhaft nur einige typische Verhaltens- und Beziehungsmuster beschrieben. Derartige Rollen kommen in Beziehungen häufig auch in Kombination vor. Oder Phasen der einen und der anderen Rollenausübung wechseln sich ab. Und manche Beziehungsmuster passen „gut“ zueinander und bedingen einander manchmal sogar. So kann in der Partnerschaft eine Dynamik entstehen, die die jeweiligen Rollen noch verstärkt.

Was tun? Tipps zum Umgang mit den Beziehungsmustern

Es geht in der Partnerschaft nicht um die Analyse des anderen. Macht also keine gegenseitigen Zuschreibungen. Es geht nämlich eher nicht darum, euch gegenseitige die Schuld zu geben, weil ihr Beziehungsmuster des anderen entlarvt habt. Es geht sogar noch nicht einmal darum, dass ihr euch grundlegend ändern solltet. Vielmehr solltet ihr aus der Starre heraus und mit einer Prise Humor auf euch selbst und die Besonderheiten des anderen achten. Vor allem auf die eigenen! Denn nur auf dein eigenes Verhalten hast du wirklich einen Einfluss.

Willst du an deinem Verhalten etwas ändern, weil es dir im Leben und in der Beziehung nicht guttut, schau dir an, welche Rollen du in deiner Partnerschaft einnimmst. Frage dich: Welche dieser Muster mag ich und welche möchte ich lieber loswerden? Wenn wir unsere Beziehungsmuster erkennen, können wir bewusst gegensteuern – oder die Vorteile der jeweiligen Rolle erkennen.

Wenn es euch beiden gelingt, mehr Beweglichkeit in eure Beziehungsmuster zu bekommen, weil ihr erkannt habt, welche Paardynamik sich daraus entwickelt, habt ihr schon viel in Richtung einer konstruktiven Auseinandersetzung getan. Was könnt ihr also machen, um ein wenig flexibler zu werden? Dehnungsübungen also. Kein Leistungssport!

Meine Buchempfehlung zum Thema „Beziehungsmuster erkennen“

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Lamiya Pitussi, Sabotiere ich mich selbst? Wie wir wiederkehrende Problemschleifen auflösen*

Die Beraterin, Influencerin und YouTube-Podcasterin Lamiya Pitussi schreibt sehr anschaulich über typische Muster und wie wir mit diesen Mustern umgehen können. Man merkt dem Buch Pitussis Kenntnisse aufgrund eigener Erfahrungen an und bekommt konkrete und praktikable Tipps.

Leicht zu lesen und inhaltlich wertvoll gleichzeitig!

In eigener Sache

Meine obigen Anregungen haben auch ihre Grenzen. Nicht immer lassen sich die eigenen Beziehungsmuster erkennen, wenn man mittendrin steckt. Solltest du mich als Partnerschafts-Expertin und Fachfrau von außen beratend zur Seite haben wollen, unterstütze ich dich gerne in meiner Online-Praxis. Du kannst mir hier eine Terminanfrage stellen.

Seid gut zu Euch!

Herzliche Grüße

Maren Sörensen

Diplom-Pädagogin und systemische Therapeutin (SG). Ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne, zwei Schwiegertöchter und vier Enkelkinder. 

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