Ein häufiger Punkt für Konflikte in der Partnerschaft sind Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Gemeinsame Unentschlossenheit lähmt den Alltag, wenn keiner der Partner sich festlegen will. Oder beide wollen ihre Vorstellung durchsetzen und “Bestimmer” sein. Ein ganz schönes Dilemma! Doch es kann viel einfacher sein, Entscheidungen in der Partnerschaft treffen zu können. Es gibt vier interessante Möglichkeiten ohne Konfliktpotenzial.
Zunächst einmal: Warum Entscheidungen in der Partnerschaft treffen nicht für jeden so einfach ist
Entscheidungsunsicherheit
Eigentlich könnte es dir doch so leicht über die Lippen gehen, wenn dein Partner dich im Restaurant fragt: “Nehmen wir den Tisch am Fenster oder den hinten in der Ecke?”, “Bestellen wir Rot- oder Weißwein?” – Nein, eben nicht!
Was ist das Problem? Grundsätzlich bedeutet eine Entscheidung immer Verzicht auf all die anderen möglichen Optionen. Und verzichten wollen wir erst einmal nicht gerne, insbesondere, wenn alle anderen Optionen auch etwas für sich haben. Speziell in der Partnerschaft haben Entscheidungen einen weiteren Nachteil: Wenn du entscheidest, bist du auch verantwortlich! Wenn der Wein nicht schmeckt oder der Kinofilm langweilig ist: Du hast „Schuld“! Das läuft natürlich nicht so offensichtlich ab, das ist klar. Aber unbewusst wirkt es. Der Witz ist ist: es läuft bei dir ab, nicht bei deinem Partner. Schlechter Witz also.
In einer intakten Beziehung ist es nicht der Partner oder die Partnerin, die dir die Schuld an einer schlechten oder „falschen“ Entscheidung gibt. Du bist es selbst.
Wie kommt es zu Entscheidungsunsicherheit, wenn ihr Entscheidungen in der Partnerschaft treffen wollt?
Dazu zurück zum Schuldgefühl: Das Schlimme daran ist, dass du dich für die Wahl des Kinofilms verantwortlich fühlst und du dich schlecht und irgendwie “schuldig” fühlst. Das ist es, was verhindert, dass zwei Menschen Entscheidungen in der Partnerschaft treffen – und zwar obwohl das mit der Schuld selbstverständlich nicht stimmt! Denn woher solltest du es denn wohl wissen? Du hast den Film ja nicht gedreht. Und selbst wenn du die Regisseurin wärst, wärest du nicht dafür verantwortlich, ob der Film deinem Partner gefällt oder nicht. Dein Verantwortungsgefühl für die Zufriedenheit deines Partners ist quasi ein „selbst gelegtes Ei“.
Entscheidungsunsicherheit liegt meist an der eigenen Unsicherheit und dem Streben danach, keine Fehler zu machen. In der Psychologie sprechen wir von Glaubenssätzen, die deine Beziehung verschlechtern – auch die Beziehung zu dir selbst.
Beide Partner wollen ihre Vorstellung durchsetzen
Zwei Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen – und die passen nicht zusammen. Das ist nicht nur in Partnerschaften so, sondern Alltag in Beziehungen. Nicht zu lösen. (Aber wart’s ab…)
Oder es will keiner auf den anderen Rücksicht nehmen. Wenn das häufig passiert, kannst du dich fragen: Wo bleibt die Liebe? Vielleicht seid ihr Zwei aber einfach nur Alphatierchen!?
Entscheidungen in der Partnerschaft treffen: Die 4 Möglichkeiten
So manchen Konflikt können Paare sich ersparen. Dazu braucht es ein wenig Fantasie und Humor – und auch ein wenig Mathematik.
1. Nehmt das Dritte
Manche Paare sind sich uneinig, welche Marmelade sie kaufen wollen. Zwei Sorten wären zu viel. Und nun? Paare, die kein Entscheidungsdilemma haben, wählen nicht die Mango-Kokos-Marmelade, die sie will. Auch nicht die Himbeer-Whiskey-Konfitüre, die er bevorzugen würde. Was dann? Etwas Drittes: Kiwi-Stachelbeer. Genau! Etwas ganz anderes. Nicht seins und nicht deins.
Warum? Denk an das, was ich dir oben gesagt haben: keiner will und soll Schuld sein. Also: das dritte Glas daneben nehmen, einfach irgendeins. Das ist praktisch. Keiner hat sich durchgesetzt und keiner ist für die Wahl verantwortlich. Und wenn ihr dann auch noch Himbeergelee ausschließt, weil du da immer an die vielen kleinen Maden denken musst, die drin sein könnten, ist alles geritzt. Die Wahl fällt dann per Zufall: auf Feige-Walnuss. Lasst es euch schmecken!
2. Ergänzt um eine vierte Variante
Wenn ihr euch gemeinsam zwischen zwei Dingen nicht entscheiden könnt, sucht so lange, bis ihr vier Alternativen habt. Und nehmt dann die vierte. Ein Beispiel: Angenommen, ihr wollt ein neues Sofa kaufen und habt zwei, die euch gleich gut gefallen, dann sucht so lange, bis ihr vier Sofas habt, die ihr mögt. Das macht es doch noch schwerer, höre ich dich sagen? Nicht ganz. Es ist ein Naturgesetz, dass ihr jetzt wahrscheinlich eines der beiden ersten Sofas kaufen werdet – ohne noch lange weiter hin und her überlegen zu müssen.
Warum? Wenn ihr die Zahl der Möglichkeiten erhöht, steht ihr nicht mehr wie der sprichwörtliche Esel zwischen den zwei Heuhaufen. Ihr seid nicht mehr hin- und hergerissen, sondern wählt aus einer überschaubaren Anzahl die passendste Variante aus. Es funktioniert, weil die Hauptvorzüge einer Alternative deutlicher hervortreten.
Und etwas verrate ich euch noch: Wenn ihr euch zwischen zwei Möglichkeiten nicht entscheiden könnt, dann erinnert euch daran, dass ihr zwecks besseren Entscheidens noch weitere zwei finden müsst. Erfahrungsgemäß erhöht das die Geschwindigkeit, sogar aus zwei Möglichkeiten eine auszuwählen. Die Strategie funktioniert gut bei der Suche nach einem Urlaubshotel, dem Kauf einer Schlafzimmerlampe oder der gemeinsamen Gestaltung des Wochenendes.
3. Ermittelt eure Bedürfnisse, wenn ihr die ganz großen Dinge entscheiden wollt
Wollt Ihr ein Haus oder ein Familienauto kaufen? Wenn Paare Entscheidungen in der Partnerschaft treffen sollten, es aber nicht tun, geht es vermutlich um etwas ganz anderes. Zumindest bei weitreichenden Entscheidungen.
Fragt euch, welche Bedürfnisse, Werte und Themen sonst noch damit zu tun haben könnten. Ihr könntet euch beispielsweise Sorgen wegen der Finanzen machen. Dann wäre bei einer Entscheidung euer Bedürfnis nach Sicherheit für euch von Bedeutung. Das heißt: Wenn die (gefühlte) Sicherheit bei einer Entscheidung in Gefahr ist, euch aber Sicherheit sehr wichtig ist im Leben, werdet ihr euch lieber nicht entscheiden.
Es könnte auch sein, dass ihr generell Angst vor Veränderungen habt, weil ihr im Leben mit Veränderungen grundsätzlich keine guten Erfahrungen gemacht habt. Aber das ist nicht immer so leicht herauszufinden. Ich empfehle dir in solchen Fällen eher, eine Beratung durch einen erfahrenen Coach oder Therapeuten in Anspruch zu nehmen – je nachdem, wie schwerwiegend das Ausmaß deiner Unsicherheit ist oder wie sehr sie dich belastet. Ich bin dir gerne dabei behilflich.
4. Die Entscheidungen in der Partnerschaft nicht treffen – sondern dem Zufall überlassen
Es ist wie bei einem Zaubertrick – nämlich im Grunde relativ leicht (hinterher, wenn man’s weiß): Entscheidungen in der Partnerschaft treffen kann auch ganz einfach sein. Der Trick dabei: Habt einen Würfel in der Schublade oder in der Hosentasche! Ja, du liest richtig! Der Würfel entscheidet. Das Tolle daran: Der Würfel hat Schuld, wenn die Marmelade nicht schmeckt. Und der Würfel bestimmt, welcher Wein getrunken wird: ihrer, seiner oder deiner, rot oder weiß. Oder der Würfel darf entscheiden, wer entscheiden darf: du oder ich. Entspannt euch toootaaal!!! Beziehungsstress ade!
So einfach geht das: Ungerade ist Kinofilm, gerade ist Fernsehen auf dem Sofa. Noch besser aber ist der Ich-du-wir-Würfel*: Bei “ich” entscheidet derjenige von euch, der gewürfelt hat. Bei “du” der andere. Und bei wir? Da müsst ihr es ohne den Würfel schaffen und gemeinsam entscheiden. Wäre doch wohl immer schöner, wenn der Würfel alles alleine machen müsste …
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Die schweizer Psychoanalytikerin Maja Storch beschreibt hier leicht verständlich und auf der Grundlage neuester Erkenntnisse der Neuropsychologie, wie sich Intuition und Verstand verbinden lassen, um zu guten Entscheidungen zu kommen. Dafür nutzt sie gängige Beispiele und formuliert einfache Leitsätze.
2 Antworten
Die beschriebenen Methoden sprechen das rationale Denken einer Führungskraft an. Beim Modellieren von erfolgreichen Führungskräften in meinem Unternehmen, habe ich eines entdeckt: Diese nutzen viel mehr ihre Intuition als ihnen bekannt war oder als sie öffentlich zugeben würden.
Deshalb möchte ich noch eine intuitive Methode ergänzen:
1. Ich ordne die Optionen je einer Seite einer Münze zu.
2. Dann lasse ich die Münze entscheiden.
3. Merke ich, dass sich in mir Widerstand regt, nehme ich die andere Option.
Der Vorteil: Die Methode ist irrsinnig schnell.
Wenn ich mehr Zeit habe, diskutiere ich auch mal gerne mit meinem inneren Team. Das betrifft aber eher persönliche Entscheidung.
Lieber Timo,
vielen Dank für die Ergänzung aus dem Kontext von Führungskräften.
Sich für die Option zu entscheiden, gegen die die wenigsten Bedenken bestehen/ der geringste Widerstand, also einen anderen Blickwinkel einzunehmen, ist eine interessante Möglichkeit – auch ohne Münze.
Als Paar am Wochenende den Garten machen oder einen Ausflug? Ein Haus in der Stadt kaufen oder eines auf dem Land? Die Kinder zu den Großeltern bringen und etwas als Paar unternehmen oder ein Familienwochenende im Kletterpark verbringen? – Oft sind es eher die (nicht bewussten oder ausgesprochenen) Bedenken, die von einer Entscheidung abhalten, als der Verzicht auf eines von zwei oder mehr reizvollen Zielen, das lockt.
Herzliche Grüße
Maren