Je mehr wir uns in unserer Einzigartigkeit in der Partnerschaft ausdrücken können, desto glücklicher sind wir. Der Humor, den wir in eine Beziehung einbringen, kann eine Form dieser Originalität sein. Und trifft dann gleicher Humor in der Partnerschaft zusammen, hat das etwas sehr Verbindendes.
Wie gleicher Humor in der Partnerschaft verbindet
Was ist denn daran so lustig?
Ein Gastbeitrag von Benjamin Meißner
Humor verbindet – aber nicht jeden. „Was ist denn daran so lustig?“ mag sich manch einer fragen, wenn Paare sich über etwas amüsieren. Lachen verbindet nicht nur, es hat auch eine befreiende Wirkung. Manch schwierige Situation erscheint nicht mehr ganz so schwer, wenn man darin auch ein komisches Moment entdecken kann. Gemeinsam lachen ist besonders schön – es verbindet. „Wo waren wir da?“ „Wann war das noch?“ Allein die Erinnerung kann ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. „Ach, das ist so’n Insider“, stellen dann manche fest, wenn sie nicht verstehen, was jetzt gerade so lustig ist. Sie können es einfach gar nicht verstehen – denn das, was da so eine amüsierende Wirkung hat, ist eine gemeinsame Erinnerung des Paares. Humor in der Beziehung eben.
Der gleiche Humor prägt schon früh Beziehungen
„Ihr seid aber auch albern!“, stellte unsere Lehrerin fest, wenn meine beste Freundin und ich uns in der Klasse ausschütten mussten vor Lachen. Damals waren wir des Englischen noch nicht mächtig, hörten aber gern die damaligen Hits aus den Charts und versuchten nun, phonetisch zu erschließen, was da wohl gesungen wurde. Das kann sich durchaus komisch gestalten. „Was soll das denn sein?“ „Sag das nochmal!“ „So’n Quatsch!“ – das Amüsement war perfekt. Mitschüler*innen verdrehten nur die Augen und murmelten etwas wie: „Die spinnen wieder!“
Diese Spinnerei ließ die anderen allerdings alt aussehen, wenn wir bei Playback-Auftritten anlässlich Geburtstags- oder Faschingsfeiern ganz weit vorne lagen. Auch mit null Ahnung über das, was da gesungen wurde, hatten wir unser Lip Sync durch die eingehende Beschäftigung und das gemeinsame Amüsement über das Gehörte so perfektioniert, dass es aussah, als hätten wir ein tiefgründiges Wissen über die Texte. So kann ich mir auch den regelmäßigen Bandsalat der Musikkassetten erklären, denn das Einstudieren bedeutete, den betreffenden Song wiederholt zu hören, was ein stetiges Zurückspulen des Bandes notwendig machte.
Humor teilen
Zusammen herumspinnen, sich über dieselben Dinge amüsieren, genau zu wissen: der andere wird sich köstlich darüber amüsieren, wenn ich ihm das erzähle – das ist ein großes Geschenk. Es mit dem Partner zu teilen, gehört für mich zu den glücklichen Momenten einer Beziehung. Es ist ein schönes Gefühl, zusammen herzhaft lachen zu können, bis es schließlich heißt: „Nun ist ja gut. Nun krieg‘ dich mal wieder ein!“
Bei mir ist es beispielsweise das aus der Kindheit erhalten gebliebene Interesse an Anglizismen, das ich in meine Sprache einflechte: „Den Film habe ich auf DiWiDi“ sage ich dann – eben wie man es spricht – und kein anderer findet es lustig, vielleicht nur merkwürdig und guckt irritiert („Was hat er gesagt?“). Gerade diese Reaktion der anderen ist dann das komische Moment. Auch das konsequente Beibehalten von Ausdrücken, die meiner Großelterngeneration noch geläufig waren, kann heute durchaus komisch wirken. „Ich glaub‘ mein Hamster bohnert“ – das hat doch was! Wer bohnert heute noch oder weiß überhaupt, was damit gemeint ist. Und warum sollte das ein Hamster können?
Gleicher Humor in der Partnerschaft ist exklusiv
Im Laufe einer Beziehung entwickelt sich oft so etwas wie eine gemeinsame Sprache, ein gleicher Humor in der Partnerschaft. Es können im Alltag vorkommende Begebenheiten sein, die deutlich machen, wie sehr man mit seinem Partner verbunden ist. „Wie heißt die?“, fragt mich mein Mann, wenn ein komisch anmutender oder schwer auszusprechender Name einer Person, die im Fernsehen interviewt wird, eingeblendet wird. Auf gemeinsamen Autofahrten können es auch vorüberziehende Orts- oder Straßenamen sein, die eigentümlich wirken und daher eine besondere Beachtung verdient haben. Die eigentliche Botschaft lautet dann: Lies mal vor, ich werde mich bestimmt darüber amüsieren, wie du den Namen aussprichst.
In einer längeren Beziehung hat der Partner dieses Spiel oft durchschaut – und kann es total verderben, in dem er sagt: „Ich lese das jetzt nicht vor, damit du dich darüber amüsierst.“ Genauso ist es aber ein schönes Glücksgefühl, wenn der Partner, nachdem er von einer Begebenheit berichtet hat und man selbst sich vor Lachen kaum noch halten kann, feststellt: „Wusste ich! Darüber kannst du dich jetzt wieder tagelang amüsieren.“ Das gegenseitige Wissen übereinander, diese Verbindung, ist etwas sehr Besonderes.
Zusammen zu „spinnen“ und zu lachen ist ein Geschenk
Manchmal stelle ich fest, dass wir in unserem Habitus dabei sind, uns zu unseren eigenen Großeltern zu entwickeln, wenn mein Mann und ich Erlebtes reflektieren und uns gegenseitig auf die Sprünge helfen. „Nein, das war im Urlaub in Griechenland!“ oder einfach „Ach, du spinnst ja!“ Das ist unser gemeinsamer Humor in unserer Partnerschaft. Genau dieses „Spinnen“, von dem Partner geschätzt, das Wissen darum, was den anderen sprachlich erfreut, amüsiert oder gar laut lachen lässt, ist in Beziehungen ein besonderes Geschenk.
Daher kann ich voller Überzeugung die Empfehlung geben: Spinnt gemeinsam! Lacht! Lebt! Liebt!
Foto: © Peter Hamel
Benjamin Meißner ist als Dipl.-Sozialpädagoge/ Dipl.-Sozialarbeiter für die Schleswiger Wohn-Assistenz, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung, tätig. Dort arbeitet er als Bereichsleiter und betreut gemeinsam mit einer Kollegin die Internetauftritte der Einrichtung.
Mit seinem Ehemann lebt Benjamin in Kiel. Die beiden haben Spaß an Reisen und Kultur. Es gibt immer etwas zu entdecken: alte Filme oder Neuinszenierungen am Theater. Das Interesse an alten Hollywood-Filmen und Kontakte zu Gleichgesinnten ermöglichten Besuche in der Traumfabrik und im Zuhause ehemaliger Schauspielerinnen aus der goldenen Zeit des Films.
Benjamin leitet den deutschen Marilyn-Monroe-Fanclub und veröffentlicht dreimal im Jahr das Magazin „Marilyn Today“ auf der Webseite des Marilyn-Monroe-Fanclubs.
Herzlichen Dank an Benjamin Meißner für diesen Gastbeitrag!
Mein Buchtipp zum Thema “Humor in der Partnerschaft”
Jan-Rüdiger Vogler: Die Humorschatzkiste: 54 Karten für mehr Lebensfreude*
Dieses Kartenset ist für Einzelne und für Paare geeignet, die sich mit dem eigenen Humor näher beschäftigen wollen.
Es beruht auf dem wissenschaftlichen Ansatz des amerikanischen Psychologieprofessors Paul McGhee. Ziel der Auseinandersetzung ist es, sich selbst über den Humor (in der Partnerschaft) auf spielerische und reflektierende Weise zu mehr Gelassenheit, Zuversicht, Widerstandskraft gegenüber Stress und Lebensfreude zu verhelfen.
Die 7 Themenbereiche des Humors sind u.a. „Mit Sprache spielen“, „Humor im Alltag entdecken“, „Über sich selbst lachen“ und „Humor im Stress nutzen“.
Die Reflexionsfragen auf der Rückseite der Karten sind anregend, sorgen für Tiefgang im Paargespräch oder machen einfach nur Spaß. Hier einige Beispiele:
- „Stellen Sie sich vor, Sie lachen, wenn Sie Angst haben. Kann das hilfreich sein?“ (Karte Nr. 19)
- „Was macht für Sie einen guten Witz aus?“ (Karte Nr. 27)
- „Relativ häufig entsteht aus schlechten Situationen etwas Gutes. Warum ist das so?“
Dabei geht es u.a. auch um die Themen Scheitern, Situationskomik oder Ironie.
Fazit: 54 illustrierte Aussagen über Humor – versehen mit differenzierten Fragen zur Selbstreflexion und einem vertiefenden Begleitheft – laden Paare zum Austausch ein: über Erfahrungen und Sichtweisen zu ihrem ganz eigenen und dem gemeinsamen Humor in der Partnerschaft.
[fuss]