Gefühle spielen nicht nur für dich, sondern auch in deiner Beziehung eine bedeutende Rolle, weil sie oft von Unterschieden geprägt sind: Unterschiede in deinen eigenen und euer beider Empfindungen und Bedürfnisse.
Unterschiedliche Gefühle in der Beziehung
Angenehme Gefühle
Gute Gefühle fühlen sich gut an. Daher wollen wir verständlicherweise mehr davon: mehr gemeinsame Erlebnisse, mehr schöne Ereignisse, mehr Lebensfreude zu zweit. Dabei stellen wir meist fest: Die guten Gefühle sind nicht von Dauer. Und je mehr wir diesen angenehmen Gefühlen nachjagen, sie suchen und erwarten, desto niedergeschlagener sind wir, wenn die guten Gefühle nicht bleiben.
Unangenehme Gefühle
Die unangenehmen Gefühle möchten wir nicht gerne spüren. Wir wollen in der Beziehung keine Konflikte haben, uns nicht streiten oder sorgen, keine Eifersucht spüren. Aber der Versuch, diese nicht gewünschten Empfindungen in der Partnerschaft zu vermeiden, funktioniert nicht. Er ist zum Scheitern verurteilt. Das, wogegen du angehst, wird stärker. Wenn wir ein Gefühl abkapseln, dann ist es wie mit einer Entzündung: Sie muss geöffnet werden.
Der Versuch, dem Schmerz davonzulaufen, schafft nur mehr Schmerz.
Gabor Maté
Leid, Sorgen und Ärger gehören zum Leben dazu: Wir alle kennen immer wieder einmal solche schweren Themen bei anderen, bei uns selbst oder innerhalb unserer Beziehung. Dazu gehören der Verlust von Menschen oder Dingen, wir spüren Liebeskummer, fragen uns, ob wir in der Partnerschaft bleiben oder gehen sollen oder erleben eine Scheidung. Manchmal ist es einfach „nur“ eine Zurückweisung, die uns trifft. Aber auch wenn die Beziehung als solche gut geht, passieren um uns herum oder uns selbst Krankheiten, altersbedingte, körperliche Einschränkungen ereilen uns, finanzielle Sorgen, Stress, Krisen, Arbeitslosigkeit machen uns mürbe. Oder wir machen einen Fehler und unser Selbstvertrauen sinkt.
Warum verspüren wir eigentlich immer wieder unangenehme Gefühle?
Unangenehmes zu erleben und das zu spüren, ist vollkommen normal. Es gehört genauso zum (Beziehungs-)Alltag wie das Angenehme.
Das hat vor allem zwei Gründe:
- Auf Unangenehmes zu achten, ist ein uralter Schutz vor Gefahren
Wir achten nach der Zeit der Verliebtheit, wenn wir meinen, einander sicher zu sein (obwohl es ja keine Sicherheit im Leben gibt), mehr auf die Probleme und störenden Erfahrungen mit dem Partner oder der Partnerin, weil wir als Gattung Mensch das so gelernt haben: In der Steinzeit hat uns die Aufmerksamkeit auf das Unangenehme, auf die Gefahr, davor geschützt, von einem Säbelzahntiger gefressen zu werden oder die falschen Beeren oder Pilze zu sammeln. - Wir neigen dazu, uns mit anderen zu vergleichen, um uns selbst besser einschätzen zu können
Dieses, in der Psychologie „sozialer Vergleich“ genannte Verhalten, gibt uns zunächst ein „Maßband“ an die Hand: Wir lesen daran ab, ob wir gut dastehen oder nicht. Entsprechend können wir uns dann entscheiden, ob wir handeln sollten oder nicht. Aber der Vergleich verstärkt auch unsere unangenehmen Gefühle. Denn wir blicken häufig nicht hinter die Fassade, sodass wir im Vergleich zu anderen durchfallen: „Alle Paare sind glücklich miteinander – nur wir haben Probleme.“
Den Umgang mit Kummer und schmerzlichen Gefühlen können wir lernen
Wenn wir Gefühle loswerden wollen, also z.B. nicht eifersüchtig sein wollen, dann kommen die Gefühle meist als Argumente durch die Hintertür wieder herein: „Bei der Kollegin im Büro muss man ja auf der Hut sein. Die hat doch schon anderen Kollegen den Kopf verdreht.“
Den Umgang mit Kummer und anderen unangenehmen Gefühlen in der Beziehung lernen wir, indem wir uns diese Gefühle bewusst machen, sie zulassen und ihnen Raum geben. Wir können beispielsweise zu uns selbst sagen: „Es ist aber auch schwer …“. Und manchmal können wir auch darüber stehen. Auf jeden Fall sollte wir die negativen Gefühle nicht wegdrängen. Auch sie führen letztendlich dazu, dass wir einen Sinn im Leben finden und eine erfüllte Beziehung aufbauen. Und dass wir das Gute mehr zu schätzen wissen. Unterschiedliche Gefühle statt ununterbrochener Glückseligkeit lassen uns eine lebendige Partnerschaft führen.
Einige hilfreiche Impulse und Anregungen, wenn du dich in deiner Beziehung einmal nicht so gut fühlst
- Führe dir vor Augen: Selbst in einer glücklichen Langzeitbeziehung gibt es immer Licht und Schatten.
- Mache dir bewusst: Unsere Gefühle lassen sich nicht an- und ausschalten. Sie lassen sich nicht dauerhaft kontrollieren. Sich zu sagen: „Mach dir keinen Stress“ oder „Mach dir keine Sorgen“ funktioniert nicht. Dein Gehirn lässt sich nicht täuschen. Einfluss auf dein Fühlen hast du über das Tun.
- Eine glückliche Fassade der Partnerschaft aufrecht erhalten zu wollen (vor sich selbst oder vor anderen), macht Stress.
- Manchmal hilft Humor gepaart mit Aktivität: „Deckung hoch und Wegschmunzeln“.
- Mach dir deutlich: Du bist nicht das Gefühl. Du bist du, mit all deinen verschiedenen Facetten, die mehr sind als deine (unangenehmen) Gefühle. Sage dir nicht „Ich bin ängstlich„, sondern stattdessen „Ich habe (gerade) Angst“ oder besser „Da ist Angst“.
Meine Buchempfehlung
Russ Harris, Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran vorbei. Ein Umdenkbuch*
Mehr zum Thema Gefühle in der Beziehung gibt’s in der Podcastfolge
Wir, „Hanser“ und ich, Maren, sehen uns in dieser Folge unseres Podcast „Liebe, Leben – Glück“ an, wie wichtig es in der Partnerschaft ist, diese Unterschiede in den Gefühlen zu erkennen, zu akzeptieren und nach Lösungen zu suchen, um angemessen damit umzugehen.
Dafür haben wir Tipps für dich.
Unser Fokus liegt dabei auf diesen Aspekten:
- wie sich Gefühle unterscheiden lassen
- die unterschiedliche Wirkung verschiedener Gefühle
- Methoden zur Aktivierung und Steigerung positiver Gefühle
- die Bedeutung aktivierender und deaktivierender Gefühle
- den Umgang damit, wenn sich die Gefühle der Partner in einer Beziehung unterscheiden
Lass dich anregen.
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Shownotes
Links
- Hansers Podcastfolge „Wie fühlt sich Glück an?“ gibt es überall, wo es Podcasts gibt, z.B. bei Spotify oder bei Apple Podcasts
- Marens Blogartikel Beziehung bedeutet Arbeit? Nein! Eine gute Partnerschaft ist keine Baustelle
- Facebook-Seite zum Podcast Liebe, Leben – Glück
- Kontakt zu uns beiden, Hanser und Maren: podcast@raumfuereuch.com
- Kontakt zu Maren: info@raumfuereuch.com
- Kontakt zu Hanser: hanser@bertelmannhacker.de
Wir sind die Autoren des Podcasts „Liebe, Leben – Glück“:
„Hanser“ Bertelmann
Ehemann, dreifacher Vater und Opa. Beruflich bin ich als Coach und Organisationsentwickler unterwegs. Mich inspirieren u.a. die Forschungsergebnisse der Positiven Psychologie und der Glücksforschung.
Maren Sörensen
Familienmensch, Paarberaterin und Coach. Als Dozentin bilde ich Menschen zu Systemischen Berater/-innen aus. Ich bewege (mich) gerne: gedanklich, räumlich und körperlich.