Vertrauen bildet eine starke Basis für eine glückliche und verbindliche Partnerschaft. Wenn aus Verliebtheit Liebe wächst, entwickelt sich Vertrauen nach und nach. Wird das Vertrauen durch eine Enttäuschung oder ein Hintergehen missbraucht, dann muss es Stück für Stück wieder ganz neu entwickelt werden – ohne naiv zu sein. Um wieder Vertrauen aufzubauen, braucht es allerdings zwei Menschen: dich selbst und deinen Partner oder deine Partnerin. Wie das geht, zeige ich dir in diesem Beitrag.
Was du über Vertrauen wissen solltest: Welche Bedeutung hat Vertrauen für eine Beziehung?
Vertrauen heißt, seine Ängste nicht mehr zu fürchten.
Ernst Ferstl
Vertrauen findet nicht nur in der Partnerschaft, sondern auf drei unterschiedlichen Ebenen statt:
- Vertrauen in andere Menschen
- Selbstvertrauen
- ein allgemeines Vertrauen in das Leben als solches, die Zuversicht, dass Dinge gut gehen werden
Auch wenn es dir hier um das Vertrauen in deinen Partner oder deine Partnerin geht, kannst du dich zunächst fragen, in welchem dieser drei Bereiche dir das Vertrauen wirklich fehlt:
- Zweifelst du an deinem Partner oder deiner Partnerin?
- Fehlt dir Selbstvertrauen?
- Mangelt es dir grundsätzlich an Vertrauen?
Klar, diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, wir können die Dinge auch nicht immer so leicht trennen. Lass dich nicht verunsichern. Behalte diese Überlegung einfach im Hinterkopf.
Vertrauen ist der feste Glaube daran, dass wir uns auf unseren Partner bzw. unsere Partnerin in Worten und Handlungen verlassen können. Wir vertrauen damit weitestgehend darauf, dass der andere die Macht, die er über uns hat, nicht missbraucht, sondern sich ihrer würdig erweist. Vertrauen kann sogar bedingungslos sein. Aber das könnte vielleicht auch zu viel des Guten und regelrecht blauäugig sein. Denn bei Vertrauen geht es um echte Zuversicht, nicht um den Blick durch eine rosarote Brille. Es geht darum, die Partnerschaft zu gestalten – und dass trotz der Risiken, die wir sehen. Die Philosophin Annette Baier sagt: „Vertrauen ist akzeptierte Verletzbarkeit.“
Zum Vertrauen gehört Hoffnung: das Gefühl, dass alles gut wird. Als menschliches Grundbedürfnis stellt Vertrauen einen kostbaren, bewahrens- und schützenswerten, meist gemeinsamen Wert in einer Beziehung dar.
Wenn es uns gelingt, dem anderen unser Vertrauen zu schenken, dann führt das zu mehr Wohlbefinden und kann letztendlich sogar unsere (psychische) Gesundheit stärken. Vertrauen ist somit eine Ressource, um in einen erwünschten Zustand zu kommen. Auf der Gegenseite stehen Zweifel und Misstrauen bzw. Angst und Eifersucht.
Warum es so wichtig ist, Vertrauen aufzubauen
Ein Vertrauensaufbau in der Partnerschaft bringt sehr viel für eine glückliche Beziehung:
- Es ist mehr Kooperation und eine bessere Zusammenarbeit möglich, um als Paar ein gutes Team sein zu können.
- Gemeinsame Gespräche und der Austausch untereinander fallen leichter.
- Kontrolle ist nicht nötig.
- Wir können einander intime und heikle Dinge anvertrauen, ohne dass dieses Wissen vom anderen missbraucht wird.
- Auf dieser Grundlage können wir uns innerhalb der Partnerschaft Neues wagen und uns weiterentwickeln, ohne Angst vor Kritik und Verlust zu haben.
- Mangelndes Vertrauen wird als fehlende Wertschätzung verstanden.
Vertrauen ist eine doppelte, beiderseitige Aufgabe
Vertrauen wird über gute Erfahrungen mit dem anderen gelernt. Wenn du mehrere sichere Erfahrungen mit deinem Partner oder deiner Partnerin machst, lernst du ihm bzw. ihr zu vertrauen. Der Individualpsychologe Alfred Adler sieht dabei Vertrauen in einer Beziehung als zwei voneinander getrennte Aufgaben der Partner an:
- Dein Partner bzw. deine Partnerin hat die Aufgabe, dir zu vertrauen. Es ist nicht deine Aufgabe. Du verdienst dir also nicht das Vertrauen deines Lieblingsmenschen, sondern er selbst entscheidet sich, dir zu vertrauen. Dazu gehören von seiner Seite Selbstvertrauen und Selbstakzeptanz. Das ist die Herausforderung, die dein Partner bzw. deine Partnerin zu bewältigen hat: sich selbst so annehmen zu können, wie er/sie ist. Der andere muss erkennen, dass es die eigene Aufgabe ist, zu vertrauen, um die Beziehung zu verbessern.
- Du hast andererseits die Aufgabe, das dir entgegengebrachte Vertrauen nicht auszunutzen. Es ist nicht die Aufgabe deines Partners oder deiner Partnerin, nicht ausgenutzt zu werden. Diese Aufgabe liegt bei dir: dich des Vertrauens würdig zu erweisen. Darum muss der andere sich nicht kümmern. Das ist nicht seine Aufgabe.
Diese zwei Aufgaben habt ihr als Paar jeweils beide. Je mehr Vertrauen ihr dem anderen schenkt, desto mehr bekommt ihr meist von ihm oder ihr auch zurück. Damit meine ich aber kluges Vertrauen – nicht blindes.
Aber selbst durch maximale Transparenz, also selbst wenn ihr als Paar alles offen legen würdet, ist Vertrauen nicht zu einhundert Prozent erreichbar. Und das ist auch nicht das Ziel. Denn dann wäre es ja kein Vertrauen. Vertrauen meint, sich zu trauen, dem anderen zu glauben, ohne einen Beweis zu haben oder einzufordern. Und es kann gegebenenfalls auch ein gut sein, das Vertrauen zu verweigern – wenn man immer wieder von Neuem hintergangen wird. Und die andere Seite: Gib deinem Lebenspartner gute Gründe, dass er dir vertrauen kann. Denn du kannst kein Vertrauen einfordern. Vertrauen kannst du dir nur verdienen. Frag dich einmal: Welche Signale sende ich aus?
Du kannst Vertrauen also nicht über einen „Schalter“ bei dir anknipsen. Deshalb kann dein Partner oder deine Partnerin Vertrauen auch nicht direkt bei dir „anschalten“. Aber er kann dir gewissermaßen auf einer Vorstufe dessen entgegengehen: indem er sich verlässlich zeigt.
Vertrauen fußt auf Selbstvertrauen
Die zentrale Person, auf die wir vertrauen können sollten, sind wir selbst. Ohne Selbstvertrauen ist ein stabiles Vertrauen in einen Lebensgefährten nicht möglich: Wir können anderen nur glauben, dass sie uns zugewandt sind, wenn wir an uns selbst glauben können. Und wir können eine vertrauensvolle Beziehung nur aus uns selbst heraus herstellen. Je stärker das Selbstvertrauen ist, desto größer ist auch unser Vertrauen in den Partner oder die Partnerin. Je geringer das Selbstvertrauen ausfällt, desto mehr haben wir das Gefühl, in der Beziehung etwas beweisen und sich an den Partner oder die Partnerin anpassen zu müssen.
Ob du Selbstvertrauen (genug) hast, erkennst du an diesen Merkmalen:
Du
- ruhst in dir selbst
- kennst deine Stärken, weißt aber auch, welches deine Schwächen sind
- kannst deine Gefühle ausdrücken
- äußerst deine Bedürfnisse
- gehst wertschätzend mit dir selbst um
- hast das Gefühl, dass dein Leben in Balance ist
- bist in der Lage, dich wieder in eine gute Stimmung zu bringen, wenn du aus dem Gleichgewicht geraten bist
- du vertraust auf deine Fähigkeiten und Kenntnisse
- siehst Probleme als Herausforderungen: als Chancen für Wachstum und Entwicklung
- du schaust optimistisch auf deine Ziele und in die Zukunft
- du gönnst dir Ruhepausen und nimmst gelegentlich eine Auszeit
- kannst allein sein, fühlst dich aber auch bei deinem Partner oder deiner Partnerin sowie unter Freunden geborgen
- sorgst im Zusammensein mit anderen für ein Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen
- akzeptierst, dass dein Partner bzw. deine Partnerin anders ist als du und suchst nach Positivem in eurer Beziehung
- trennst dich von Menschen, die dir langfristig nicht guttun, auch wenn dich das Mut kostet
Derart gestärkt, besitzen wir die Fähigkeit, mit den Stürmen des Lebens umzugehen und auf unsere eigene Stärken zu bauen: “Was auch passiert, ich werde einen Weg finden, damit umzugehen.” Vertrauen kann grundsätzlich nur wachsen, wenn wir uns unserer Beziehung und dem Leben als solches gewachsen fühlen. Selbstvertrauen ist Voraussetzung dafür, Unsicherheiten eingehen und aushalten zu können.
Doch auch Wissen über Partnerschaft und Kenntnisse über Bewältigungsstrategien bei Krisen – u.a. durch die Tipps auf meiner Seite Raum für Euch – können dir eine gewisse Sicherheit vermitteln und erweitern so auch ein wenig dein Selbstvertrauen, weil du dich in der Beziehungsgestaltung kompetenter fühlst.
Grundsätzlich ist Selbstvertrauen etwas, das du in allen Lebensbereichen spüren oder aufbauen solltest.
Vertrauen hängt von unseren (vorherigen) Erfahrungen ab
Das Vertrauen selbst hängt dann von den Erfahrungen ab, die wir mit dem Partner oder der Partnerin machen. Aber auch Erfahrungen aus vorherigen Beziehungen spielen in unsere Vertrauensfähigkeit hinein: solche mit anderen Partnern oder Partnerinnen, Freunden oder Freundinnen, Eltern oder sonstigen wichtigen Personen unseres bisherigen Lebens.
Wenn wir als Kind immer wieder beispielsweise das Gefühl gehabt haben, dass wir nicht richtig sind und nicht geliebt werden, so wie wir sind, dann fühlen wir uns auch als Erwachsene häufig hilflos: wir spüren keine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. Um aus dieser Hilflosigkeit zu entkommen, beziehen wir diese Erfahrungen auf uns selbst: Nicht die Eltern machen etwas nicht richtig, sondern wir selbst sind falsch. Wir wünschen uns, anders zu sein. Wenn wir das häufig erleben, bilden sich bei uns Leitsätze wie: Ich bin nichts wert. Es fehlt uns an Selbstwertgefühl. Und so können wir also unseren Lieblingsmenschen nicht trauen, dass sie uns für liebenswert halten – weil wir uns selbst so nicht empfinden. Wir können uns nicht trauen zu vertrauen.
Ein möglicherweise aus belasteten vorherigen Beziehungen entstandenes allgemeines Misstrauen ist aus psychologischer Sicht verständlich. Es ist ein Selbstschutz vor Enttäuschungen und Verletzungen durch andere.
Vertrauen schenken heißt willentlich Vorschuss geben
Vertrauen bedeutet, den ersten Schritt zu tun, auch wenn du die Treppe noch nicht ganz sehen kannst.
Martin Luther King
Vertrauen zu schenken erfordert Mut. Denn Vertrauen heißt immer, zu geben, ohne zu wissen, ob der Partner oder die Partnerin unseres Vertrauens würdig ist. Im Vertrauen steckt “sich trauen” – und eben nicht wissen.
3 Anzeichen dafür, ob du deinem Partner oder deiner Partnerin vertrauen kannst
Anhand dieser Fragen zu den folgenden drei Faktoren kannst du feststellen, ob bei dir Vertrauen in den Menschen an deiner Seite da ist und auch da sein kann:
- Positive Absicht
Hast du das Gefühl, dass dein Herzensmensch es grundsätzlich gut mit dir meint und auch deine Interessen und Bedürfnisse berücksichtigt (statt nur an sich selbst zu denken)? Ist der oder die andere also dir gegenüber ehrlich, emphatisch und verhält sich respektvoll? Macht dein Partner/ deine Partnerin ihre Gedanken und Absichten transparent? - Kompetenz
Glaubst du, dass dein Partner bzw. deine Partnerin in der Lage ist, gemeinsam mit dir eure Probleme lösen zu können? Unterstützt der anderen also nicht nur dich, sondern setzt sich auch für eure Beziehung ein? - Integrität
Hält der andere Versprechen ein und entspricht sein Verhalten dem, was er sagt?
Vertrauen aufbauen: Voraussetzungen für die Vertrauensbildung
Vertrauen entsteht, wenn Liebe wächst
Solange eine Beziehung nur aus Leidenschaft besteht, kann noch gar kein Vertrauen da sein. Denn Vertrauen entsteht erst, wenn aus Verliebtheit Liebe erwächst.
Vertrauen schafft dann Verbindung, Einigkeit und Zusammenhalt.
Das Zutrauen stellt eine förderliche Haltung dar
Die erste Frage beim Vertrauensaufbau ist, ob du deinem Partner oder deiner Partnerin zutraust, dass er oder sie sich dir gegenüber wertschätzend und aufrichtig verhält? Wenn du deinem Lebensgefährten diese zugewandte und liebevolle Haltung also zutraust, tust du schon viel in Richtung Vertrauensbildung. Denn der andere wird deiner Haltung voraussichtlich auch entsprechen wollen.
Loyalität bildet die Basis des Vertrauens
Fehlende Wertschätzung in der Partnerschaft lässt auch das Vertrauen sinken. Wer sowohl im Miteinander mit dem Partner oder der Partnerin als auch in der Öffentlichkeit deutlich macht, dass er hinter dem anderen steht und ihn schätzt, liebt und mit seinen Eigenarten akzeptiert, kann viel dazu beitragen, dass Vertrauen aufgebaut wird.
Emotionale Nähe verstärkt das Vertrauen und umgekehrt baut Vertrauen die Bindung zueinander auf
Vertrauen entsteht aus Nähe und schafft gleichzeitig Nähe bzw. stellt Nähe sicher. Bei Nähe wird das Kuschelhormon Oxytozin ausgeschüttet und bewirkt, dass wir Vertrauen empfinden. Genauso ist es auch umgekehrt: Vertrauen pusht wiederum dieses Hormon. Signale, die die gegenseitige Verbundenheit deutlich machen (z.B. vertraute Gespräche, Geheimnisse teilen, aber auch Zärtlichkeiten), befördern die Vertrauenswürdigkeit ebenso wie die Vertrauensfähigkeit.
Vertrauen zu schenken ist eine Fähigkeit, die wir trainieren können
Unser Vertrauen in uns und schließlich in die Welt haben wir im Laufe unserer Lebens gelernt – oder auch nicht. Bereits als Säugling haben wir über verlässliche Bezugspersonen erfahren, dass wir uns darauf verlassen können, dass alles Gute im Leben wiederkommt. Das nennen wir in der Psychologie das Urvertrauen.
Vertrauen wird so zur Fähigkeit. Sie ist mit Gelassenheit verbunden. Vertrauen ist unverkrampft. Wenn wir uns in unterschiedlichen Beziehungen mit grundsätzlich verlässlichen Menschen umgeben, können wir unsere Vertrauensfähigkeit weiter ausbauen. Und das kann auch und sogar besonders dann gelingen, wenn wir in der Beziehung eine Krise hatten, die überwunden ist. Nach einer überstandenen Krisen vertrauen wir meist mehr als davor, weil wir gelernt haben, unser Bedürfnis nach Kontrolle in Frage zu stellen.
Zuverlässigkeit bildet die Grundlage von Vertrauen
Im Laufe der Zeit entsteht aus unserer Verlässlichkeit beim anderen die Zuversicht, dass wir uns auch zukünftig vertrauenswürdig zeigen werden.
Bereits mehrmaliges Zuspätkommen oder andere Verhaltensweisen, in denen wir uns nicht verlässlich zeigen, kratzt dagegen an unserer Zuverlässigkeit. Denn Zuverlässigkeit erfordert, sich regelmäßig verlässlich und damit vertrauenwürdig zu zeigen.
Treue zahlt auf das Vertrauenskonto ein
Damit ist nicht nur sexuelle Treue gemeint, sondern Treue in jeglicher Form: dem Partner oder der Partnerin “treu zur Seite zu stehen”, z.B. hilfsbereit sein, dem anderen etwas zutrauen, an ihn glauben oder auch zum anderen zu halten, wenn er es braucht.
Vertrauen braucht Ehrlichkeit und Transparenz
Vertrauen aufzubauen erfordert Transparenz. Je mehr wir in der Lage sind uns zu öffnen, desto stärker erwecken wir beim anderen das Empfinden, uns vertrauen zu können. Schon kleine Lügen können das Vertrauen nachhaltig erschüttern. Nicht umsonst hat sich der Spruch in uns eingeprägt: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht – und wenn er doch die Wahrheit spricht.“
Sicher ist es nicht ganz so drastisch. Dennoch: Wer Vertrauen aufbauen will, sollte dafür Sorge tragen, möglichst offen zu kommunizieren.
Ehrlichkeit ist gut, aber: Verschwiegenheit statt radikaler Offenheit an der einen oder anderen passenden Stelle kann dafür sorgen, dass das Vertrauen nicht erschüttert wird. So kann es angemessen sein, einen einmaligen Seitensprung auf rein körperlicher Ebene nicht zu gestehen, wenn er ansonsten für die Partnerschaft selbst ohne Bedeutung ist und eventuell sogar die Sexualität innerhalb der Beziehung beflügelt. Und wieder ein Aber: Dann sollte sichergestellt sein, dass die Sache nicht auffliegt …
Pauschalisierungen sind hier allerdings nicht ganz einfach.
So kannst du die Vertrauensbildung bei deinem Partner oder deiner Partnerin fördern
Den ersten Schritt zu tun und Vertrauen zu schenken, fällt dem anderen dann besonders leicht, wenn
- er oder sie bisher im Leben schon gute Erfahrungen gemacht hat (okay, das liegt natürlich nicht ausschließlich in deiner Hand)
- du Sympathie ausstrahlst (ohne Sympathie hätte dein Lieblingsmensch sich sicher nicht in dich verliebt – aber eine sympathische Ausstrahlung bedeutet auch, dass du gut für dich sorgst)
- ihr Gemeinsamkeiten erkennt oder herstellen könnt
- du Zuneigung, Zuwendung, Interesse und Verständnis zeigst (das funktioniert über Zu- und Hinhören sehr gut)
- deine Handlungen berechenbar sind (Verstelle dich daher nicht, auch nicht um zu gefallen, sondern bleibe authentisch – auch, wenn das nicht immer ganz leicht ist. Es wird sich letztendlich auszahlen. Das Vertrauen in dich wächst, wenn du dich zeigst, wie du bist.)
- du hilfsbereit bist (selbstverständlich, indem du auch auf deine eigenen Bedürfnisse achtest)
- es dir gelingt, Dinge mit Humor zu sehen (das entspannt ungemein und nimmt auch Konflikten die Härte)
- du Absprachen einhältst
Vertrauen braucht den Einsatz von beiden Seiten
Wenn du lernen willst, einer Person zu vertrauen, dann vertraue ihr.
Ernest Hemmingway
Ich denke, dass ich schon deutlich gemacht habe: Ein Partner alleine kann in einer Beziehung kein Vertrauen aufbauen. Vertrauen erfordert immer einen beiderseitigen Vorgang: vertrauensfähig zu sein als derjenige, der vertrauen entwickeln möchte – und vertrauenswürdig zu sein von Seiten desjenigen, der das Vertrauen des anderen gewinnen und erhalten möchte.
Aber anfangen kannst du bei dir selbst.
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser – dieser Gedanke wirkt in einer Liebesbeziehung zerstörerisch
Die Aufgabe, die wir uns stellen sollten, ist nicht, uns sicher zu fühlen, sondern in der Lage zu sein, Unsicherheit zu tolerieren.
Erich Fromm
Wer kontrolliert, möchte sich der Gewissheit nähern und absolute Sicherheit bekommen – und wird sie doch nie erreichen. Aber absolute Sicherheit ist eine Illusion. Denn selbst die stärkste Kontrolle kann etwas übersehen. Die Alternative wäre: Wir gehen keine Beziehungen mehr ein.
Gleichzeitig wäre es naiv und leichtsinnig zu glauben, in einer Beziehung grundsätzlich lebenslang blind darauf vertrauen zu können, dass die Partnerschaft gegen Reize von außen immun ist – beim anderen und bei sich selbst. Tatsächlich ist es sogar so, dass bei blindem Vertrauen die Wahrscheinlichkeit steigt, hintergangen zu werden. “Gelegenheit macht Diebe”, wie es so schön heißt …
Aber Kontrolle ist einer Liebesbeziehung unwürdig, weil sie von Misstrauen ausgeht und nicht von den Ressourcen und den Stärken des anderen. Sie entmündigt sogar den Partner oder die Partnerin und wertet den anderen ab: Ich traue es dir nicht zu, dass du meines Vertrauens würdig bist.
Und – ganz nebenbei – Kontrolle gerät selbst schnell außer Kontrolle. Wer erstmal beginnt, das Handy des Partners auszuspionieren, gerät schnell in einen Sog, dies regelmäßig und gründlicher zu tun. Wer beispielsweise eifersüchtig ist, ist ja ängstlich auf der Suche nach einem Beweis für sein Misstrauen und das Gefühl der Bedrohung durch eine weitere Person – und wenn nichts gefunden wird, wird immer weiter gesucht. Dieses Verhalten verselbständigt sich sehr schnell – obwohl es ja eigentlich das Misstrauen verringern sollte. Aber genau das funktioniert so nicht. Im Gegenteil.
Gut ist es, wenn du kleinere Vertrauensmissbräuche in der Beziehung einfach mal einkalkulierst. Denn es gibt viele Gelegenheiten dazu. Für den anderen genauso wie für dich selbst … Vertrauen setzt einen gewissen Zweifel nicht aus – aber es setzt Offenheit im Miteinander voraus.
Und ein weiterer Perspektivwechsel: Wenn dein Partner oder deine Partnerin dir vertraut, unabhängig davon, wie du ihn oder sie behandelst, wird es dir schwerer fallen, den anderen auszunutzen, zu hintergehen oder zu betrügen.
Wie wir nach einem Vertrauensmissbrauch wieder Vertrauen aufbauen können
Das Vertrauen kann uns von unserem Partner oder unserer Partnerin jederzeit wieder entzogen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist nach einem Vertrauensmissbrauch, den wir begangen haben, sehr wahrscheinlich. Vertrauen wieder aufzubauen, braucht in erster Linie Geduld und Ausdauer: Erst mit der Zeit entsteht die Gewissheit, dass von vergangenen Erfahrungen nicht auf zukünftige geschlossen werden darf.
Vertrauensaufbau von der Seite dessen, der das Vertrauen des Partners bzw. der Partnerin gebrochen hat
Du kannst den erneuten Aufbau von Vertrauen beim anderen mit diesen folgenden Handlungsweisen anregen:
- Aufmerksame und einfühlsame Zuwendung zum Partner bzw. zur Partnerin
- Offene und ehrliche Gespräche führen
- Keine Ausreden heranziehen
- Eindeutige Signale senden
- Zuverlässig sein
- Geduldig bleiben: Vertrauen wächst nicht über Nacht und es gibt immer wieder auch Rückfälle (das ist ganz „normal“)
- Die Angst des anderen vor weiteren Verletzungen ernst nehmen, ihn nicht weiter in seiner bedingten Sicherheit bedrohen, sondern berechenbar und erreichbar sein
Wieder Vertrauen lernen von Seiten des Partners, dessen Vertrauen gebrochen wurde
Wenn uns die Beziehung das wert ist, können wir sie auch nach einer Enttäuschung wieder retten. Wir müssen nur so mutig sein, diesen Entschluss zu fassen. Vertrauensbereitschaft bedeutet, den guten Willen zu haben, dem anderen nach einem Vertrauensmissbrauch erneut einen Kredit zu geben. Das gelingt am besten in Situationen mit einem geringen Risiko, wieder hintergangen zu werden. Das sind solche, in denen wir am wenigsten Angst haben, dass unser vorab geschenktes Vertrauen missbraucht werden wird. Und wir können uns bewusst machen, dass wir alle nicht perfekt sind. Das verdrängen wir gerne, weil es uns nicht gefällt. Aber jeder Mensch hat seine Schattenseiten. Und es gibt im Leben nicht nur reine Täter und reine Opfer, wenn es um das Thema Vertrauen und Vertrauensmissbrauch geht.
Vertrauen aufbauen zu können, braucht eine Entscheidung, die Angst vor weiterer Verletzung überwinden zu wollen: “Ich bin bereit, dir erneut zu vertrauen!” Dazu gehört, Situationen auszuhalten, in denen der andere genau dieses ihm erneut geschenkte Vertrauen auch beweisen kann.
Im besten Fall machst du dann eine (neue) Erfahrung: Hintergangen zu werden tut weh, aber ich kann es überleben.
Folgende Impulse können hilfreich sein:
- Wie weit hat der Gedanke des Misstrauens noch heute Auswirkungen auf dein Leben?
(Dass dein Vertrauen missbraucht wurde, war schmerzhaft. Aber wenn du die Angst nicht überwindest, kannst du auch nicht die Erfahrung machen, dass deine Angst unbegründet ist.) - Vertrauen muss nicht komplett weg sein. Was gab es in deiner Beziehung auch an Schönem? Was war sonst noch Gutes da?
- Möglicherweise bestrafst du mit deinem Misstrauen nicht nur deinen Partner oder deine Partnerin, sondern auch dich selbst.
- Lass dich darauf ein, dass der andere sein Bestes gibt, um sich deines Vertrauens wieder würdig zu erweisen. Was brauchst du dafür?
Begleitend ist es hilfreich, das Selbstvertrauen (wieder) aufzubauen.
Vertrauen ist eine Entscheidung
Vertrauen ist ein Glauben und kein Wissen. Somit ist Vertrauen auch eine Entscheidung. Vertrauen brauchst du genau in den Situationen, in denen dir nicht alle Fakten und Informationen zur Verfügung stehen. Dann kannst du dich bewusst dafür entscheiden zu vertrauen.
Und wie gehen wir sicher mit der verbleibenden Unsicherheit um? Indem wir akzeptieren, dass es keine Sicherheit geben kann. Punkt. Vertrauen erleichtert so das Leben. Natürlich ohne naiv zu sein. Aber das habe ich ja bereits weiter oben erwähnt …
Die andere Seite der Medaille: Vertrauen ist auch ein Geschenk an sich selbst
Vertrauen, das gebrochen wurde, entwickelt sich nur langsam wieder neu. Du kannst Vertrauen aufbauen, ganz allmählich – aber du kannst das nicht erzwingen. Denn wieder zu vertrauen heißt auch, sich erneut verletzbar zu machen. Vertrauen ist ein Geschenk, das du dir machen kannst. Es sorgt für mehr Leichtigkeit. Wer seinem Partner oder seiner Partnerin ein weiteres Mal vertraut, kann verletzt werden. Aber wer nicht vertraut, verletzt sich selbst. Er nimmt sich die Chance auf Nähe. Vertrauen ist etwas, das man für sich tut – nicht für den Partner.
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